74
Das Deutsche Reich.
Die Umgebung des Harzes enthält auch viele Braunkohlen-
lager (bei Mansfeld und Magdeburg). Sie ist außerdem durch hohe
Fruchtbarkeit ausgezeichuet. Das Gebiet zwischen Braunschweig
und Magdeburg gehört zu den ergiebigsten Deutschlands; bekannt ist
namentlich sein Zuckerrübenbau. Hierauf beruht auch die Eut-
Wicklung von Aschersleben, 29000 E., in den letzten Jahrzehnten.
Zuckerfabrik, Kaliwerke und Braunkohlengruben sind hier Kennzeichen
für deu Einfluß der Bodenschätze auf das Wirtschaftsleben.
Braunschweig a. d. Oker, 144000 E., ist der Sitz einer be>
deutenden Industrie (Zuckerfabriken n. a.). Braunschweig gewann'
Bedeutung durch den Welsenherzog Heinrich den Löwen (1139—1195),
welcher sich dort gern aufhielt und neue Stadtteile gründete. An
ihn erinnert noch die Burg, der Dom und der eherne Löwe. Seit
dem Beitritt zur Hansa (1274) entwickelte sich Br. zu einem be-
deutenden Handelsplätze des deutschen Binnenlandes. Magdeburg,
280000 E., ist eine starke Festung an der Elbe und eine bedeutende
Industrie- und Handelsstadt, der Hauptort der deutschen Rüben-
zuckersiederei. Unter Karl d. Großen Zollstadt (Übergang über
die Elbe) wurde M. später (968) von Otto d. Großen zum Erzbistum
erhoben und war im 13.—15. Jahrhundert ein Haupthandelsplatz
nach dem slawischen Osten und Mitglied der Hansa.
4. Das Sächsische Vergland
und die Leipziger Bucht.
1. Hierher gehört das Erzgebirge und das Elbsandsteingebirge,
das nördliche Vorland und das Tiefland bis östlich zum Fläming.
Politisch gehören hierher: das Königreich Sachsen, ein Teil der preußi-
schen Provinz Sachsen, die Herzogtümer Sachsen-Altenbnrg und An-
halt und die Fürstentümer Reuß.
2. Den Übergang vom Fichtel- zum Erzgebirge bildet das Elster-
gebirge, benannt nach der hier entspringenden Weißen Elster. Ihm
ist im N. das Vogtland vorgelagert, ein wiesenreiches, flachwelliges
Schieferplateau. Den Namen hat es davon, daß es früher als uu-
mittelbarer kaiserlicher Besitz von Vögten verwaltet wurde (advocati
imperii).
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Karl_d Karl Otto
80
Das Deutsche Reich.
südlichen Lauf, auf dem sie zahlreiche Gebirgswasser sammelt, wird
sie durch das Gebirge nach Westen und bald nach Norden gedrängt
und betritt nach ihrem Durchbruch durch das Elbsandsteingebirge die
Tiefebene, die sie in vorherrschend nordwestlicher Richtung durchfließt.
Sie mündet, meerbusenartig erweitert, unterhalb Hamburg in die
Nordsee.
An der Elbe liegen die Elbe-Übergänge Torgau und Witten-
berg, 22000 E., letzteres bekannt als Wiege der Reformation.
Die Mulde durchfließt mit ihren Quellflüssen eiuen großen Teil
des Königreiches Sachsen. Im Unterlauf gehört sie zur Provinz
Sachsen und zu Anhalt. Die schöne Hauptstadt dieses Herzogtums
ist Dessau, 57 000 E.
Die Weiße Elster kommt vom Vogtlande und durchfließt ver-
schiedene kleinere Staaten. An ihr liegen die gewerbreichen Städte
Greiz, 23000 E., (Konfektionsstoffe) und Gera, 49000 E. (Woll-
Webereien und Spinnereien).
Ein Nebenfluß der Weißen Elster ist die Pleiße. Hier liegt
das Herzogtum Sachfen-Altenburg, desfen Bewohner bei dem
fruchtbaren Boden meist Ackerbau und Viehzucht treiben. Die Alten-
burger Bauern erinnern in Sitte und Tracht noch an ihre slawische
Abkunft (Wenden). Die Hauptstadt ist Altenburg, 40000 E., uu-
weit der Pleiße in hügeliger Gegend, überragt von dem herzoglichen
Schloß.
An der Mündung der Pleiße in die Weiße Elster liegt Leipzig,
586000 E., eine lebhafte Industrie- und Handelsstadtszwei große Messen)
und starkbesuchte Universität, der Hauptsitz des deutschen Buchhandels.
Leipzig liegt in der fruchtbaren sächsischen Tieflandsbucht, wo sich
aus allen Richtungen Waren- und Heereszüge trafen; deshalb war
es schon im frühen Mittelalter ein Haupthandels- und Meßplatz;
jetzt ist es zudem ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. In der Um-
gegend sind blutgetränkte Schlachtfelder (1631, 1632, 1813). Leipzig
ist auch der Sitz des deutschen Reichsgerichtes.
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86
Das Deutsche Reich.
In Mittelschlesien liegt Breslau ^ a. d. Oder, 512000 E. Durch
ihre Lage an einem schiffbaren Strom und inmitten der fruchtbaren
Ebene, wo die am Rande des Mittelgebirges laufende Hauptstraße
(über Leipzig und Dresden) sich mit der wichtigen Oderlinie schneidet,
wurde die Stadt schon früh ein Hauptverkehrspunkt mit dem slawischen
Osten. Ihre großen Märkte (Woll-, Flachs- und Honigmarkt) er-
innern an die Leipziger Messen. Heute ist sie die wichtigste Fabrik-
und Handelsstadt Schlesiens. Sie ist auch Sitz eines Fürstbischofs
und hat eine Universität.
Unterhalb des ersten linken Oderknies mündet die Katzbach
(Blücherschlacht 1813). An ihr liegt in sehr fruchtbarer Gegend
Liegnitz, 67 000 E. Am zweiten Oderknie liegt die starke Festung
Glogau, 25000 E. In der Nähe des dritten Knies liegt Grün-
berg, 23000 E., bekannt dadurch, daß hier der Weinbau für Deutsch-
land, ja für die ganze Erde, feine nördlichste Grenze erreicht.
C. Das Norddeutsche Tiefland.
1. Die Norddeutsche Tiefebene nimmt den ganzen Raum zwi-
scheu den mitteldeutschen Gebirgen und der Nord- und Ostsee ein. Sie
bildet die Fortsetzung des großen russischen Tieflands und nimmt
gegen Westen an Breite ab, weshalb sich auch die Flüsse nach dieser
Richtung immer weniger entwickeln.
2. Die Norddeutsche Tiefebene ist die ausgedehnteste Diluvial-
landfchaft Mitteleuropas. Die Diluvialdecke (loses, lehmiges oder
sandiges Erdreich) hat eine wechselnde, bis fast 200 m anwachsende
Mächtigkeit. Wie eine schwere Decke legt sich dieses lockere Schwemm-
1 Breslau, schon im I. 1000 als Stadt und Bischofssitz genannt, ist
slawischen Ursprungs und gehörte bis 1163 mit Schlesien zu Polen. Später
Hauptstadt des Landes Schlesien, kam die Stadt nach dem Aussterben der pol-
nischen Piastenherzoge 1335 an die Krone Böhmen. Von den Königen,
namentlich Karl Iv. (1347—78). wurde sie sehr begünstigt und es entwickelte sich
ein kräftiges deutsches Bürgertum. In dieser Zeit empfing Breslau auch sein
architektonisches Gepräge (Elisabethkirche, Rathaus. Dom). 1527 kam die prote-
stantisch gewordene Stadt an das Haus Österreich. 1741 durch Friedrich Ii. an
Preußen.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Friedrich_Ii Friedrich
Das Ostdeutsche Tiestand und die Ostsee. 93
32000 E., sind zwei Orte mit bedeutenden ostpreußischen Pferde-
markten. Ostlich von Gumbinnen ist das preußische Hauptgestüt
Trakehnen. Hier tummeln sich auf eingezäunten Weideflächen
große Scharen edler Zuchttiere. Ey dt kühnen ist die preußische
Grenz- und Zollstation. Nahe der Mündung des Pregel liegt an
der Eisenbahn Berlin—petersburg das stark befestigte Königsberg,
246000 E. Die Stadt hat lebhaften Handel namentlich mit Rußland
(Getreide, Holz, Kolonial- und Manufakturwaren12c.) und regen See-
verkehr. Jetzt können Seeschiffe von 61/2 m Tiefgang die Stadt
erreichen. Universität (Kant). In der Mitte der Stadt liegt das
große Schloß, ehemals Deutschordensburg, mit der Krönungskirche.
Zahlreiche Flußschiffe vermitteln den Verkehr mit dem getreidereichen
Hinterlande. Gegen das Meer ist die Stadt gedeckt durch die Festung
Pillau.
3. An der Küste von Pillau bis Brüsterort (Halbinsel Samland)
wird der geschätzte Bernstein angespült, das durchsichtige, zu Stein
erhärtete Harz einer urweltlichen Kieferart, das vielgeschätzte Elektron
der Alten, welches schon in vorchristlichen Zeiten Handelszüge vom
sernen Süden hierher veranlaßte. Er sinkt sich in einer zur Ter-
tiärsormation gehörigen Erdschicht, die etwa 30 m unter der Ober-
fläche liegt. Er wird bei Sturm aus dem Boden der Ostsee aufgewühlt
und mit Tang zusammen an den Strand gespült. Noch mehr wird
er jetzt im Lande gegraben (bergmännischer Betrieb).
4. Die Memelniederung. Die Memel durchbricht im äußersten
Nordosten von Deutschland den nördlichen Landrücken und fließt in
westlicher Richtung in die Ostsee. Zahlreiche aus Litauen kommende
Flöße beleben den rasch fließenden Strom. Die Memelniederung
hat manche fruchtbare Gebiete, aber auch weite Moorstrecken. Tilsit,
39000 E., liegt in fruchtbarer Niederung und hat Holz- und Ge-
treidehandel. Memel, 21000 E., liegt an dem Ausgang aus dem
Kurischen Haff und ist Deutschlands nördlichster Seehafen.
1 Kolonialwaren sind die Rohprodukte der Kolonien (besonders der West-
und ostindischen): Kaffee, Zucker, Tee, Gewürze, Spezereien, Reis, Baumwolle,
Färb- und Nutzhölzer. — Manufaktur — Werkstätte, in welcher durch Menschen-
Hand oder die sie erfetzenden Maschinen Rohstoffe zu Kunftwaren verarbeitet
werden.
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Das Ostdeutsche Tiefland und die Ostsee.
95
dung liegt die einst mächtige Hansastadt1 Danzig, 170000 E., eine
sehr starke Festung. Die Stadt hat ihre mittelalterliche Bauart
unter den großen norddeutschen Städten am meisten bewahrt (stattliche
Giebelhäuser). Bekannt ist das Rathaus und der Artus- oder Junker-
hos, vormals Versammlungshaus der reichen Danziger „Stadtjunker",
jetzt Börse. Der Handel Danzigs ist gegen früher zurückgegangen,
wie überhaupt alle Ostseehäfen seit der Entdeckung Amerikas gegen
die Nordseehäsen zurückgetreten sind. Auch bemüht sich Rußland
seinen Handel immer mehr mittels der Eisenbahnen auf feine eigenen
Ostseehäfen (namentlich Libau) zu richten. Immerhin hat Danzig
auch jetzt noch einen bedeutenden Getreide- und Holzhandel.
Auch ein Freihafen ist jetzt eingerichtet worden. Hart an der Stadt
ist die Kaiserliche und die Schichausche Werft für Panzerschiffe.
3. Pommern.
1. Die Pommersche Seenplatte ist viel unfruchtbarer als
die Preußische und die Mecklenburgische. Hier ist der Lehm meist von
unfruchtbarem Decksand überlagert. Infolgedessen trifft man in
Pommern und in Pomerellen (= Kleinpommern) oder Kassubeuland
ausgedehnte Heideflächen und Kiefernwälder nebst dürftigen Gras-
flächen, welche als Schaf- und Gänseweiden benutzt werden. Unter
den Wäldern ist der größte die d0 km lange Tucheler Heide im
Gebiete der Brahe, der sich quer durch Pomerellen zieht, den West-
preußischen Anteil an dem pommerschen Landrücken. Dazu kommt,
daß das fruchtbare nördliche Vorland hier viel schmäler ist als bei
der Preußischen und Mecklenburgischen Seenplatte. Am Nordrand
der Platte und im Vorland liegen Stargart (= Alte Burg),
28000 E., unter dem 15. Meridian (Mitteleuropäische Zeit), der
Regierungssitz Köslin, 23000 E., Stolp, 34000 E., und an der
Küste das Seebad Kolberg, 25000 E.
2. Die Oderniederung. Die Oder kommt vom Mährischen
Gesenke und betritt bald die Norddeutsche Tiefebene, die sie zuerst in
nordwestlicher, zuletzt in nördlicher Richtung durchfließt. Nach mehr-
* Der Bund der Hansa entstand im 13. Jahrhundert, umfaßte etwa
80 Städte und war einst sehr mächtig. Seit der Erstarkung der nordischen
Reiche und der Entdeckung Amerikas verfiel er.
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TM Hauptwörter (200): [T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Danzig Danzigs Amerikas Libau Danzig Pommern Mecklenburgische Pommern Seebad_Kolberg Amerikas
Das Ostdeutsche Tiefland und die Ostsee. 97
ganzen Länge schiffbare Havel am bedeutendsten. Auf der Mecklen-
burgischen Platte liegt, wie auf der ostpreußischen, der fruchtbare Ton
meist zutage: es kann deshalb vielfach mit Erfolg Weizen gebaut
werden. Am fruchtbarsten ist die Nordwestecke Mecklenburgs an
der Lübecker Bucht und die Uckermark (in Brandenburg), links von
der Oder. Der südliche Teil der Platte ist auch hier sandig.
Die größte Stadt Mecklenburgs^ und ihr Haupthafen ist Rostock
(Universität), 65000 E. Sie liegt an der unteren, breiten, 5 m tiefen
Warnow. Zwischen dem Seehafen Rostocks, Warnemünde, und
dem dänischen Orte Gjedser ist jetzt eine Eisenbahnfähre (42 km)
eingerichtet, wodurch man, ohne umzusteigen, am schnellsten von Berlin
nach Kopenhagen gelangen kann. Das an einem Meereinschnitt
liegende Wismar, 24000 E., war einst (im 14. und 15. Jahrh.)
eine wichtige Hansastadt, woran noch seine stattlichen Giebelhäuser
erinnern, hat aber zur Zeit der schwedischen Herrschaft (1648—1803)
seinen Handel an Rostock verloren. Auf dem Landrücken liegt die
Hauptstadt Schwerin, 45000 E., am gleichnamigen See. Das
turmreiche, schöne Residenzschloß liegt auf einer Insel des lieblichen
Sees. Am Südrand der Platte liegt die Residenz Neu-Strelitz
inmitten großer Waldungen.
An dem westlichen Einschnitt der Lübecker Bucht liegt die Freie
Stadt Lübeck, 99000 E., eine Handelsstadt von altertümlicher Bau-
art. Lübeck war einst (vor der Entdeckung Amerikas) Führerin der
Hansa und durch den Ostseehandel mächtig, wurde aber dann von
dem benachbarten Hamburg bald überflügelt. Es hat jetzt noch
hauptsächlich Verbindung mit den Ostseeländern (Erzeugnisse der
Land- und Forstwirtschaft). Der Elbe-Travekanal verbindet (seit 1900)
die Stadt mit der Elbe (bei Lauenburg). Gleichzeitig wurde die Trave
von Lübeck bis zur See auf 8 m vertieft. An der offenen See ist
der Vorhafen Travemünde, ein Seebad.
1 In Mecklenburg wohnten nach der Völkerwanderung slawische Obotriten,
welche von Heinrich dem Löwen unterworfen wurden. Der größte Teil des Landes
gehört dem Fürsten, der Ritterschaft, den Städten und geistlichen Stiftungen.
Biedermann, Mitteleuropa. 16. Aufl.
7
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich Biedermann
Extrahierte Ortsnamen: Nordwestecke_Mecklenburgs Brandenburg Rostock Rostocks Berlin Kopenhagen Wismar Rostock Schwerin Amerikas Hamburg Lauenburg Mecklenburg Mitteleuropa
104
Das Deutsche Reich.
hundert. Aus dieser Zeit stammen die vielen altertümlichen Gebäude,
darunter das schöne Rathans (mit dem Ratskeller), der Dom n. a.
Bremen ist Sitz des „Norddeutschen Lloyd" \ einer der größten
Schiffahrtsgesellschaften. Der Schiffbau und der Handel Bremens
hat auch seiner Industrie ein bestimmtes Gepräge gegeben (Eisen-
gießereien, Maschinenfabriken, Spinnereien, Tabakfabriken n. a.).
Die Hafenstadt für große Ozeandampfer ist das zur Stadt gehörige
Bremerhaven mit großartigen Hafenanlagen. Hier sind außer den
Schnelldampfern auch die Werkstätten und Trockendocks des Nord-
deutschen Lloyd. Unmittelbar daneben ist die Preußische Stadt Geeste-
münde. Diese Stadt hat nebst Bremerhaven und Nordenham
die Führung in der deutschen Hochseefischerei. Fischgründe sind
die Nordsee, das Skagerrak, Island. An der Hunte liegt Olden-
bnrg, 30000 E., die freundliche Hauptstadt des gleichnamigen Groß-
herzogtnmes, wo bedeutende Pferdemärkte stattfinden. Das kleine
Jadegebiet enthält den stark befestigten Reichskriegshafen Wilhelms-
Hävens 35000 E., mit der Kaiserlichen Werft.
5. Im Osten wird das Westdeutsche Tiefland von der Elbe
begrenzt. An der golfartig erweiterten Elbe, in einer für See- und
Flußschiffahrt günstigen Lage, hat sich Hamburg, (mit den Vororten)
932000 E., zur ersten Seehandelsstadt des europäischen Festlandes
entwickelt. Es entstand da, wo die kleine, in die Elbe mündende
Alster einen guten Schutzhafen bot und wo eine höher gelegene
sandige Übergangsstelle über die Elbeniederung vorhanden war.
Karl der Große legte hier eine Burg (Hamme) an, die bald eine
Kirche und als Erzbistum den Beruf erhielt das Christentum über
den Norden auszubreiten. Frühzeitig trat die Stadt der Hansa bei.
Die Anbahnung direkter Handelsverbindungen mit Amerika (Mitte
des 18. Jahrh.) legte den Grund zur jetzigen Blüte der Stadt.
Haupteinfuhrartikel sind Kaffee, Getreide, Häute, Kohlen, Petroleum,
1 Der Norddeutsche Lloyd, benannt nach dem Engländer Eduard Lloyd
(leud), in dessen Kaffeehaus in London sich (Ende des 17. Jahrh.) der Verkehr
in Schiffahrtsangelegenheiten konzentrierte, ist eine 1857 gegründete Gesell-
schaft von Bremer Kaufleuten zur Anschaffung tüchtiger Schiffe für Personen-
und Güterverkehr.
2 Wandb. Lehmann, Nr. 45.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Lloyd Eduard_Lloyd Eduard Lehmann
Extrahierte Ortsnamen: Bremen Bremens Bremerhaven Bremerhaven Nordenham Nordsee Island Wilhelms-
Hävens Westdeutsche Hamburg Amerika Petroleum London
106
Das Deutsche Reich.
Schiffahrtsgesellschaft der Welt. Glanzpunkt der Stadt ist das Alster-
bassin. In der Nähe ist das Rathaus und die Börse sowie die
Nikolaikirche mit hohem Turm (147 m). An wissenschaftlichen An-
stalten hat H. u. a. die deutsche Seewarte, eine Anstalt zur Beobachtung
von Meer und Wetter zum Besten deutscher Seefahrer (seit 1868).
Hamburg hat auch große Schiffswerften, Eisengießereien, Brauereien,
Spiritusfabriken n. a. Im Hauptgebiet südöstlich ist trefflich kulti-
viertes Marschland (der Gemüsegarten Hamburgs). Mit der preußischen
Handels- und Industriestadt Altona, 173000 E., ist Hamburg voll-
ständig zusammengewachsen. An der Süderelbe liegt Harburg,
67000 E., eine rasch aufgeblühte Fabrik- und Handelsstadt (Ver-
arbeitung von Palmkern- und Kokosöl, Jute, Gummi). Das Elbe-
user unterhalb Altona zeigt eine ununterbrochene Reihe von Gärten und
Landhäusern an dem schiffbelebten, mächtigen Strom. Den Glanz-
Punkt bildet Blankenese. An der Elbemündung ist der hambnrgische
Ort Kuxhaveu^ mit großem Hafen, von dem auch die Schnelldampfer
der Hamburg-Amerika-Linie abgehen.
2. Die Nordsee.
1. Die Nordsee steht mit dem offenen Ozean in unmittelbarer
Verbindung. Sie ist durch Stürme, starke Flut und Sandbänke ge-
fährlich; trotzdem ist sie für uns als wichtige Verkehrsstraße von
größter Bedeutung. Die größten europäischen Seestädte liegen in
ihrem Umkreis. Die Nordsee hat einen starken Salzgehalt und ihre
Häfen gefrieren wegen des milden Seeklimas (Golfstrom) im Winter
nicht zu.
2. Der Nordseeküste ist eine Reihe von Inseln vorgelagert,
die sich von Holland bis Jütland erstreckt. Nach ihren Bewohnern
heißen sie Friesische Inseln und man unterscheidet die Westfriesischen
Inseln, welche zu Holland gehören, die Ostfriefifchen Inseln, welche
zu Hannover, die Nordfriesischen Inseln, welche zu Schleswig-Holsteiu
gehören. Einst dehnte sich das Land bis zu diesen Inseln aus, aber
rasende Sturmfluten rissen den wenig widerstandsfähigen Boden weg,
bis schließlich nur die genannten Inseln übrig blieben. Im 12. und
1 Häven, niederdeutsche Schreibung für Hafen.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: H.
Extrahierte Ortsnamen: Alster- Nikolaikirche Hamburg Hamburgs Industriestadt_Altona Hamburg Harburg Altona Blankenese Holland Westfriesischen Holland
Übersicht über Deutschland.
127
Hamburg-Amerika-Linie in Hamburg und der Norddeutsche
Lloyd in Bremen. Sie verfügen über mehrere Hunderte Ozeandampfer,
von denen die größten über 200 m lang sind (Kölner Domtürme
154 m hoch), mehr als 3000 Menschen fassen können und in Bezug
auf zweckmäßige und schöne innere Einrichtung, auf Geschwindigkeit
und ruhigen Gang musterhaft zu nennen sind.
Den Gütertransport vermitteln in Deutschland zu etwa ik
die Eisenbahnen, zu ^/s die Wasserstraßen. Das deutsche Eisen-
bahnnetz steht in Bezug auf Länge (etwa 60000 km) neben Ruß-
land in Europa an erster Stelle, an Dichtigkeit wird es allerdings
von Belgien und England übertroffen. Am dichtesten ist das deutsche
Eisenbahnnetz im Ruhrkohlengebiet. Hauptknotenpunkt der deutschen
Bahnen ist Berlin. Das deutsche Postwesen ist in Bezug auf Sicher-
heit und Pünktlichkeit musterhaft. Von Deutschland wurde auch der
Weltpostverein gegründet, dem ganz Europa, der größte Teil Ame-
rikas sowie Teile von Asien, Afrika und Australien angehören. In
seinem Gebiet beträgt das Porto von Postkarten 10 Pf., von Briefen
20 Pf. Die deutschen Staaten bilden das Reichspostgebiet mit
Ausnahme von Bayern und Württemberg, welche ihr Post- und
Telegrapheuweseu selbst verwalten. Das deutsche Telegraphen- und
Telephonnetz ist jetzt das dichteste von Europa. Seit dem Jahre
1900 besitzt Deutschland auch mehrere Kabelleitungen, namentlich
nach Amerika.
Der Umsatz im deutschen Gesamthandel (Land- und See--
Handel), der sich in letzter Zeit gewaltig vermehrt hat, nimmt jetzt
die zweite Stelle in der Welt ein. Im Jahre 1909 betrug der Um*
fatz Englands 22^3 Milliarden Mark, der Deutschlands 16^/4, der
der Vereinigten Staaten 12^2 Milliarden Mark. Nahezu die Hälfte
des deutschen Handels fällt auf England, die Vereinigten Staaten,
Nußland und Osterreich-Ungarn, dann folgen Holland, Belgien,
Frankreich, die Schweiz, Italien, Argentinien ?c.
9. Verfassung. Die 26 deutscheu Staaten sind mit Ausnahme
des Reichslandes Elsaß-Lothringen konstitutionelle Monarchien,
die Freien Städte sind Republiken. Sie bilden zusammen einen
Bundesstaat, an dessen Spitze als Deutscher Kaiser der König
von Preußen steht. Er hat das Präsidium des Bundes und den
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hamburg Norddeutsche
Lloyd Bremen Deutschland Europa Belgien England Berlin Deutschland Europa Asien Afrika Australien Europa Deutschland Amerika Englands Deutschlands England Nußland Holland Belgien Frankreich Italien Argentinien
62 Das Deutsche Reich.
Deutschland. Sie ist auch ein bedeutender Jndustrieort (Zuckerfabriken,
Textilindustrie, Maschinenbau, Kölnisches Wasser) und stark befestigt.
Außer dem Rathaus und dem Gürzenich ist eine Anzahl alter romani-
scher Kirchen zu bemerken. Sie alle aber übertrifft der herrliche
Kölner Dom.
Dom, das großartigste Werk des gotischen Baustils? Gegenüber
von Köln liegt das befestigte Deutz. Düsseldorf, 358000 E., ist
bedeutend geworden namentlich als Rheinhafen für das iudustriereiche
Wuppertal. Im 16. Jahrhundert war sie Residenz der Herzoge von
Berg. Bekannt ist seine Kunstakademie. Duisburg-Ruhrort, 229000
Einwohner, ist der Hauptstapelplatz für Ruhrkohlen und hat die
größten Hafenanlagen am Rhein. Links des Rheines ist Krefelds
129000 E., der Mittelpunkt der deutschen Samt- und Seidenfabrika-
tion. Der neugebaute Rheinhafen ist durch Schienenstränge mit der
nahen Stadt in Verbindung gesetzt. Hauptsitz der rheinischen Baum-
1 Angefangen 1248, jahrhundertelang unterbrochen, 1842 wieder auf-
genommen, vollendet 1880; Höhe der zwei Westtürme 156 m.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutz Wuppertal Duisburg-Ruhrort Rhein Krefelds